Vorsitzender: Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl SCHRIFTFÜHRER: Wolfgang POLZ SCHRIFTPRÜFER: GR. Stefan SCHNEIDER STENOTYPISTIN: Heidemarie LEEB BEGINN: 10.35 Uhr ENDE DER SITZUNG: 11.40 Uhr Während das Bläserensemble des Grazer Philharmonischen Orchesters unter der Leitung von Mag. Franz Eckart die Grazer Festfanfare von Waldemar Bloch spielt, betreten Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl und die Ehrengäste den Gemeinderatssitzungssaal. Bgm. Mag. Nagl: Hochverehrte Bürgerinnen und Bürger, geschätzte Festgäste, sehr geehrte Damen und Herren! Ich begrüße Sie alle in unserem schönen Grazer Rathaus und freue mich, dass Sie unserer Einladung zu dieser Festsitzung gefolgt sind, die ich hiermit auch für eröffnet erkläre. Es ist heute ein wunderschöner Tag in einer Stadt, die wir alle lieben, in der wir leben und in der wir Spuren hinterlassen. Vor diesem erfreulichen Hintergrund darf ich einige unter Ihnen besonders begrüßen: Mein erster Gruß gilt den neuen Bürgerinnen und Bürgern der Landeshauptstadt Graz, seien Sie in unserer Mitte herzlich willkommen geheißen (allgemeiner Applaus). Ich begrüße den Ehrenbürger der Stadt Graz, Bürgermeister außer Dienst Dipl.-Ing. DDr. Alexander Götz (allgemeiner Applaus). Mein Willkommensgruß gilt ebenso den anwesenden Ehrenringträgern Herrn Prof. Ernst Christian Gerhold und Konsul Prof. Dipl.-Ing. Dr. Helmut List (allgemeiner Applaus). Eine besondere Freude ist mir die Anwesenheit des Bundeskanzlers außer Dienst Dr. Wolfgang Schüssel und seiner geschätzten Gemahlin, herzlich willkommen (allgemeiner Applaus). Ich freue mich auch, dass die Repräsentanten des Landes Steiermark heute mit uns feiern: In Vertretung des Ersten Landeshauptmannstellvertreters Hermann Schützenhöfer begrüße ich Herrn Landtagsabgeordneten Eduard Hamedl (allgemeiner Applaus), ebenso herzlich begrüße ich den Zweiten Präsidenten des Steiermärkischen Landtages, Franz Majcen (allgemeiner Applaus). Ich begrüße auch die Mitglieder des Grazer Stadtsenates, des Grazer Gemeinderates und für die zahlreich erschienenen Vorstände der Grazer Magistratsabteilungen begrüße ich Herrn Magistratsdirektor Mag. Martin Haidvogl (allgemeiner Applaus). Einen besonderen Gruß entbiete ich auch allen Angehörigen und Freunden unserer neuen Bürgerinnen und Bürger (allgemeiner Applaus). Last but not least ein herzliches Willommen den Vertreterinnen und Vertretern unserer Medien (allgemeiner Applaus). Geschätzte Damen und Herren! Die Welt besteht aus 194 Staaten. Stellen wir uns nun die Weltkarte vor und nach und denken nach Länder weg, die folgende Kriterien aufweisen: Länder ohne sauberes Wasser aus der Wasserleitung, Länder ohne Schulpflicht und einen Anteil von mit Analphabeten von über 50 %, Länder, deren Menschen unter € 10,- pro Tag verdienen, Länder ohne demokratische Grundrechte, in denen gefoltert wird und aus verschiedensten Gründen diskriminiert wird, Länder mit extrem hoher Korruption, Länder mit extremer Verschuldung gemessen am Bruttonationalprodukt. Wenn Sie sich jetzt noch einmal kurz die Weltkarte vor Augen führen, bleiben nach diesen sechs Kriterien exakt 16 Staaten auf dieser Welt übrig – einer davon ist Österreich und eine erfolgreiche Stadt in diesem Österreich ist Graz. Ich habe diesen Vergleich zu Beginn gewählt, weil man nicht immer den Eindruck hat, vor allem nicht wenn man regelmäßiger Konsument unserer Medien ist, dass wir uns dieser Tatsache auch tatsächlich bewusst sind. Wir leben in einem der reichsten und sichersten Länder der Welt und ich verstehe manchmal wirklich nicht, wieso trotzdem ständig versucht wird, an Selbstverständnissen unseres Staates zu rütteln, ohne bessere Alternativen vor Augen zu haben. Die Generation vor uns, für welche wir stellvertretend ganz besondere Menschen heute auszeichnen dürfen, hat uns einen großartigen Staat aufgebaut und auch übergeben. Ich nehme es für mich, aber auch für viele Verantwortungsträgerinnen und Verantwortungsträger, in Anspruch, dass wir dieses Erbe sehr schätzen, es behutsam weiterentwickeln und so die Chancen, die wir erhalten haben, auch unseren Nachfolgerinnen und Nachfolgern weitergeben wollen. In einer Stadt wie Graz bedeutet das, dass wir die Stadttore offen halten, um so das Neue einzulassen und es dem Alten hinzuzufügen, um damit eine Dynamik zu gewinnen, die Innovation und Kreativität fördern, ohne den Respekt vor dem Bestehenden zu verlieren. Es gibt ein Sprichwort: „Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Schutzmauern, die anderen Windmühlen.“ Wir haben uns für die Windmühlen entschieden und in den vergangenen Jahren Graz verändert. Und es gibt, wie kaum in einer großen Stadt, eine Besonderheit: Es gibt unter den Bürgerinnen und Bürgern nach wie vor ein großes ehrenamtliches, bürgerschaftliches Engagement. Von der Caritas bis zum Roten Kreuz, von Kulturvereinen bis zu den Sportvereinen, von der Jugendarbeit bis zum Naturschutz, überall engagieren sich junge und ältere Grazerinnen und Grazer unentgeltlich. Weil es ihnen um die Sache, weil es ihnen um den Nächsten, um die Gemeinschaft oder schlicht um unser Graz geht. Sie, meine Damen und Herren, sind der Beweis dafür, dass sich Einsatz, Zivilcourage, ständiges Lernen und die Arbeit mit und für Menschen auszahlt. Sie sind Vorbilder in unserer Stadt. Von Erzherzog Johann stammt das Zitat: „Unvergessen lebt im Volke, der des Volkes nicht vergaß.“ Deshalb darf ich Sie heute zu Bürgerinnen und Bürgern ernennen. Lediglich 120 Persönlichkeiten von 268.000 Grazerinnen und Grazern haben diesen Bürgerbrief in Händen. Ich darf nun in alphabetischer Reihenfolge zu diesen Bürgerernennungen kommen: Dr. iur. Horst BOGNER Magistratsdirektor a.D. Der am 17. Mai 1938 in Graz geborene Horst Bogner trat im Jahre 1957 in den Dienst der Landeshauptstadt Graz ein. Zunächst im Steueramt, Kontrollamt und Baurechtsamt sowie als Sekretär von drei Stadträten tätig, wurde der promovierte Jurist im Jahre 1981 zum höchsten Beamten der Stadt Graz berufen. Dr. Bogner lenkte 19 Jahre als Magistratsdirektor vorbildlich die Geschicke der Grazer Stadtverwaltung – seine Rechtssicherheit, Autorität sowie seine menschliche und fachliche Kompetenz können als legendär bezeichnet werden. In seiner Amtszeit wurde auch die Basis für eine grundlegende Veränderung des Magistrates – von einem starren Verwaltungsapparat zu einer modernen, bürgernahen und effizienten Dienstleistungseinrichtung - gelegt. Ausgleich fand der stets Junggebliebene im Wandern und im Sport. Mit der ihm eigenen Energie bezwang Dr. Horst Bogner unter anderem mit dem Fahrrad auch den Großglockner. Als Ästhet par excellence widmet sich der Vielseitige auch mit großer Begeisterung dem Fotografieren sowie der Kunst und Musik. So ist es auch nicht verwunderlich, dass ihm für seine jahrelangen Verdienste die „Ehrenmitgliedschaft der Freunde der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz“ verliehen wurde. Ein wahres Herzensanliegen waren ihm jedoch stets die Belange des Grazer Doms beziehungsweise der Domgemeinde. Seit 35 Jahren wirkt er als engagierte und integrierende Persönlichkeit in diversen verantwortungsvollen Funktionen. Bereits 1982 wurde er in den Dompfarrgemeinderat und bald darauf in den Wirtschaftsrat der Dompfarre gewählt. 1987 wurde ihm als geschäftsführender Vorsitzender die Leitung des rechtlich verantwortlichen Organs der Dompfarre anvertraut. Im selben Jahr wurde er von der Vollversammlung der Gesellschaft der Domchorfreunde als Präsident gewählt und bestellt. Seine profunden Kenntnisse und sein wirtschaftliches Geschick führten dazu, dass ihn Diözesanbischof Dr. Egon Kapellari im Jahre 2008 zum Vorsitzenden des Wirtschaftsrates der Diözese Graz-Seckau berief. Zahlreiche Maßnahmen, wie zum Beispiel die Außenrestaurierung des Doms, die Erweiterung der Domorgel um vier Register, die Außen- und Innenrestaurierung des Mausoleums, die Errichtung eines Behindertenzugangs zum Dom, das Geläute am Mausoleumsturm sowie die Außen- und Innenrestaurierung der ältesten Kirche von Graz, nämlich der Leechkirche, wurden durch sein engagiertes und kompetentes Wirken maßgeblich unterstützt. Der musisch und kulturell beseelte Dr. Horst Bogner ist als Obmann der Gesellschaft der Domchorfreunde äußerst bemüht, das hohe Niveau historischer und zeitgenössischer Sakralmusik am Grazer Dom zu erhalten. Trotz seiner zahlreichen Verdienste ist Magistratsdirektor a.D. Dr. Horst Bogner stets ein Mensch vornehmer Bescheidenheit geblieben. Die Ernennung zum Bürger der Landeshauptstadt Graz möge ein sichtbares Zeichen des Dankes und der öffentlichen Anerkennung für sein überaus selbstloses, einfühlsames und vorbildliches Wirken sein. Alles, alles Gute (allgemeiner Applaus). Emilie DEUTSCH Widerstandskämpferin Frau Emilie Deutsch, eine Widerstandskämpferin, die heute leider aus gesundheitlichen Gründen nicht unter uns sein kann. Ich begrüße den Sohn ganz, ganz herzlich, der stellvertretend die Auszeichnung entgegennimmt (allgemeiner Applaus). Emilie Deutsch wurde in Wiener Neustadt als ältestes von drei Kindern geboren. Nach der Hauptschule besuchte sie eine Haushaltungsschule, danach zwangen die ungünstigen Umstände der späten Dreißigerjahre sie in verschiedene kurzzeitige Arbeitsverhältnisse vom Dienstmädchen bis zur Schreibkraft, die sie alle nicht zufrieden stellten. Nach dem Anschluss an das Deutsche Reich wurden Schwesternschülerinnen gesucht. Emilie ging 1939 nach Berlin, wo sie das Schwesterndiplom für Allgemeine und für Kinderkrankenpflege ablegte. Im Jahre 1943 erreichte sie der Hilferuf ihrer Mutter, die an einer schweren Knochenkrankheit litt. Dies führte sie zurück in ihre Heimat, um sie zu pflegen. Im selben Jahr lernte sie ihren ersten Mann kennen und heiratete ihn im Dezember. Anfang 1944 bat eine ehemalige Schulkollegin sie verzweifelt um Hilfe, da sie wegen ihrer Tätigkeit im Widerstand von der Gestapo gesucht wurde. Sie gewährte ihr Unterschlupf und versteckte sie bis zum Kriegsende. Auch zwei weitere Personen, die untergetaucht waren und am Widerstandskampf teilnahmen, nutzten diese Wohnung als Stützpunkt und so bildete sich eine eigene Widerstandszelle, die nie enttarnt wurde. Obwohl ihr Mann 1945 an der Westfront fiel, unterstützte sie auch weiterhin die Tätigkeit der Gruppe. Die Ereignisse dieser Zeit wurde von Franzobel in dem Grazer Stück „Prinzessin Eisenherz“, das 2009 im Grazer Schauspielhaus aufgeführt wurde, literarisch verarbeitet. Nach dem Zusammenbruch des 3. Reiches nahm Emilie ihre Tätigkeit als Krankenschwester wieder auf und arbeitete im Lazarett des Flüchtlingslagers in Eisenerz. 1954 lernte sie ihren zweiten Mann kennen und übersiedelte nach Graz, wo sie als Stationsschwester im Sanatorium Hansa tätig war. Da das Geriatrische Krankenhaus bessere Arbeitsbedingungen bot, wechselte sie in dieses und verrichtete bis zu ihrer Pensionierung im Jahre 1981 ihren Dienst. Frau Deutsch hat in der NS-Zeit ganz auf sich gestellt drei von der Ermordung bedrohten Menschen das Leben gerettet, indem sie diese in ihrer Wohnung versteckt hielt. Das Bürgerrecht der Stadt Graz soll als besonderes Zeichen des Dankes und der Anerkennung stellvertretend für alle Menschen stehen, die ihrem Gewissen folgend gewaltfreien Widerstand leisteten. Wir danken dieser mutigen Frau (allgemeiner Applaus). Johann FRÜHSTÜCK Prokurist a.D. Prokurist Johann Frühstück wurde am 21. Juli 1942 in Graz geboren. Nach erfolgreicher Schulausbildung erlernte er bei der Firma Chemosan in Graz den Beruf des Drogisten. Als Prokurist und Verkaufsdirektor war er bis zu seinem Ruhestand bei diesem Unternehmen tätig. Neben seiner erfolgreichen Tätigkeit in der Wirtschaft wirkt er seit 1971 im Finanzausschuss der Grazer Stadtpfarre. Als Mitglied des Pfarrgemeinderates unterstützt er als verantwortungsvoller Sachwalter in den wirtschaftlichen Angelegenheiten die Pfarre. Durch seine jahrelange Erfahrung in der Führung eines Wirtschaftsbetriebes hat er dem jeweiligen Pfarrer und anderen kirchlichen Mitarbeitern zu vermitteln versucht, dass wirtschaftliches Denken durchaus mit religiösem Engagement vereinbar sein kann. Seine in der Jugend als Mitglied der katholischen Arbeiterjugend absolvierte Ausbildung in der katholischen Sozialakademie ist ihm dabei die Quelle, in allem die soziale Verantwortung zur Geltung zu bringen. Zu den großen Besonderheiten der Stadtpfarre gehört, dass die drei großen Grazer Friedhöfe im Besitz und in der Verwaltung der Pfarre stehen. Prokurist Frühstück ist seit seiner Pensionierung rund um die Uhr als Friedhofsombudsmann bemüht, die Anliegen der Grabrechtsinhaber mit den notwendigen Aufträgen der Verwaltung der Friedhöfe in Einklang zu bringen. Seit Jahren nimmt er die Betreuung dieser Friedhöfe als kulturellen und religiösen Auftrag wahr und setzt sich dafür ein, angesichts von gesellschaftlichen Veränderungen auch die Führung und Gestaltung der Friedhöfe den geänderten Bedingungen anzupassen. So geht die Errichtung der unterdessen sowohl von der Funktion als auch von der architektonischen Gestaltung her viel beachteten Urnenwände auf dem St.-Peter-Friedhof und in der Gruftarkade des Zentralfriedhofes auf seine Initiative zurück. Die Neuausgestaltung des Kindergartens im ehemaligen Pfarrhof am Zentralfriedhof hat in ihm einen umsichtigen Förderer gefunden. Seine Erfahrung in der Verantwortung für die Friedhöfe macht ihn zum gesuchten Ratgeber für andere Friedhofsbetreiber und für kirchliche Verantwortungsträger. 1993 wurde ihm das Goldene Ehrenzeichen der Landeshauptstadt Graz verliehen. Die heutige Ernennung zum „Bürger der Landeshauptstadt Graz“ soll ein sichtbares Zeichen der Hochachtung und des Dankes sein. Herzlichen Glückwunsch (allgemeiner Applaus). Univ.-Prof. Dr. phil. Stefan KARNER Leiter des Ludwig-Boltzmann-Institutes für Kriegsfolgen-Forschung Herr Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner wurde am 18. Dezember 1952 in St. Jakob bei Völkermarkt geboren. Er studierte an der Karl-Franzens-Universität Graz Geschichte und Russisch, 1985 erwarb er an dieser seine Habilitation für Neueste Wirtschaft und Sozialgeschichte und für österreichische Zeitgeschichte. 1993 übernahm Karner die Leitung des neu gegründeten Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung Graz-Wien-Klagenfurt. Von 2004 bis 2006 leitete er das Institut für Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte an der Universität Graz. Seit dem Jahre 2004 ist er außerdem Leiter des Medienlehrgangs der Karl-Franzens-Universität. Im Sommersemester 2011 dozierte der Historiker auch als Gastprofessor an der Harvard University in Cambridge/United States America. Einen Schwerpunkt in seiner Forschung bilden Fragen zur Kriegsgefangenschaft in und nach dem Zweiten Weltkrieg sowie zu den österreichisch-sowjetischen Beziehungen nach 1945. Als erster westlicher Wissenschafter hat er vor 20 Jahren im sowjetischen Sonderarchiv des Ministerrates in Moskau mit der Aufarbeitung der Schicksale von österreichischen, deutschen, französischen, luxemburgischen, italienischen und Südtiroler Kriegsgefangenen begonnen. Seither konnten tausende Schicksale geklärt werden. Neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit hatte Stefan Karner die wissenschaftliche Leitung mehrerer Großausstellungen inne, darunter die Jubiläumsausstellung „90 Jahre Republik Österreich 1918/2008“ im Parlament in Wien. Darüber hinaus ist der Historiker in vielen Gremien und Funktionen tätig. Zu den Auszeichnungen zählen unter anderem 1995 österreichischer Wissenschafter des Jahres, 1996 Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland 1. Klasse, 2005 Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse und 2011 das Große Ehrenzeichen um die Verdienste der Republik Österreich sowie der „Europäische Bürgerpreis“ des Europaparlaments, um nur einige zu nennen. Er veröffentlichte 170 wissenschaftliche Beiträge in Fachzeitschriften und rund 20 Monographien. Stefan Karner ist ein Mensch, der mit Begeisterungsfähigkeit und Energie wie kaum ein anderer seine Ziele verfolgt und durchsetzt. Er ist sich der gesellschaftlichen Verantwortung des Zeithistorikers stets bewusst. Bei ihm steht der Mensch im Mittelpunkt. Dem Historiker und hochrenommierten Kenner der Zeitgeschichte Österreichs, Europas und der Sowjetunion soll die heutige Ernennung zum Bürger der Landeshauptstadt Graz ein weiterer Ausdruck der Achtung und des Dankes für die herausragenden Leistungen sein. Alles, alles Gute (allgemeiner Applaus). Dipl.-Ing. Jörg KOßDORFF Intendant der Vereinigten Bühnen Graz i.R. Herr Dipl.-Ing. Jörg Koßdorff wurde am 14. März 1938 in Graz geboren, maturierte in seiner Heimatstadt und studierte danach an der Technischen Hochschule Architektur, schloss dieses Studium im Jahre 1975 ab. Bereits als Kind wirkte er als Statist am Theater mit und arbeitete während des Studiums nebenbei bei den Vereinigten Bühnen Graz – zunächst als Assistent in der Technischen Direktion, ab 1967 auch als Bühnenbildner und schließlich 25 Jahre lang als Technischer Direktor. Die große und ungeplante Wende im Leben des Theatertechnikers kam im Jahre 2003, als er nach dem überraschenden Abgang von Karen Stone gefragt wurde, ob er interimistisch das Amt des Intendanten übernehmen würde. Aus der Überbrückungslösung wurde eine glanzvolle Amtszeit, die nach sechs Jahren im August 2009 endete. Seit mehr als 50 Jahren war er im Grazer Opernhaus tätig, arbeitete mit Größen wie Axel Corti, Christian Pöppelreiter, Peter Konwitschny zusammen, um nur einige zu nennen. Mit Christian Pöppelreiter verwirklichte er 23 Produktionen, die in Graz zu großen Erfolgen wurden. Pöppelreiter würdigte Koßdorffs „metaphorische Bühnenräume“, in denen immer ein Geheimnis vibriert. Trotzdem hat nie einer ihrer magischen Bühnenräume die Darsteller geschrumpft oder gar erdrückt. Sie blieben das Zentrum und konnten sich in ihrem Bild ganz entfalten. Zahlreiche Ausschnitte aus Opern verwiesen auf Werke, für die Dipl.-Ing. Jörg Koßdorff das Bühnenbild erstellte. Für sein Bühnenbild zu Falstaff wurde Jörg Koßdorff 2001 von der Fachzeitschrift Opernwelt als „Bühnenbildner des Jahres“ ausgezeichnet. Der Bevölkerung die Oper näher zu bringen, war stets eine Aufgabe, die ihn sehr erfreute. Dipl.-Ing. Jörg Koßdorff hat die Grazer Oper mit seinen aufsehenerregenden Produktionen künstlerisch bereichert und es ist ihm immer wieder gelungen, das bekannt kritische Grazer Opernpublikum zu begeistern. In Anerkennung seiner Verdienste um das kulturelle Leben der Steiermark wurde ihm 2004 das Große Ehrenzeichen und 2009 das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark verliehen. Die Stadt Graz möchte nun zum Dank für die vielen unvergesslichen Stunden, die Dipl.-Ing. Jörg Koßdorff den Grazerinnen und Grazern, aber auch unseren Gästen, geschenkt hat, die Bürgerwürde verleihen. Herzlichen Glückwunsch (allgemeiner Applaus). Univ.-Prof.in Dr.in phil. Elisabeth LIST Frau Univ.-Prof.in Dr.in Elisabeth List wurde am 4. Jänner 1946 in St. Veit an der Glan, Kärnten geboren. Nach dem Studium der Philosophie, Geschichte und Soziologie in Graz, Konstanz und Berlin promovierte sie im Jahre 1971 an der Karl Franzens Universität in Graz. Im selben Jahr wurde sie Universitätsassistentin am Institut für Philosophie der Universität Graz, Habilitation 1981 ebenda. Seit dem Jahre 1996 ist sie außerordentliche Professorin. Sie ist eine der führenden Wissenschafterinnen in Österreich auf dem Gebiet der Geschlechterdemokratie und Geschlechterforschung. Der Einsatz des Feminismus ist für Univ.-Prof.in Dr.in List eine Frage der Logik. Dies begründet sie folgendermaßen: „Wenn man wahrnimmt, dass Frauen in der Öffentlichkeit nicht präsent sind, so ergibt es sich von selbst, nach den Gründen zu fragen. Voraussetzung dafür ist aber ein Standpunkt der Fairness. Der Feminismus ist aus der Mode gekommen. Wir befinden uns in der Phase des Postfeminismus.“ Als wichtige eigene Werke in diesem Zusammenhang bezeichnet sie den Sammelband „Denkverhältnisse“ und „Die Präsenz des Anderen“. Seit 1995 leitet sie die Arbeitsgruppe „Theorie, Kultur und Kritik“ – Theorie der Kulturwissenschaften unter Berücksichtigung der interdisziplinären Kulturforschung am Institut für Philosophie. Seit 1998 ist sie Leiterin der Arbeitsgruppe „Kulturwissenschaften der Geisteswissenschaftlichen Fakultät an der Karl Franzens Universität Graz.“ Seit 1999 ist sie Vorstandsmitglied der Allgemeinen Gesellschaft für Philosophie in Deutschland. Gastprofessuren erfolgten in Bergen, Norwegen, Klagenfurt und Innsbruck. Arbeitsschwerpunkte der Grazer Philosophin waren die Wissenschaftstheorie und Gesellschaftstheorie, Feministische Theorie und Wissenschaftskritik, Theorien des Körpers im kulturellen Kontext sowie Theorien des Lebendigen. Ausgangspunkt ihrer Arbeit sei – nach eigenen Angaben – die Kritik an der Tradition der Wissenschaften, die Frauen ausgeschlossen hat als Thema und als Subjekte. Verstärkt widmet sie sich der Thematik des Körpers und der Rolle des Lebendigen in einer immer mehr von Technik bestimmten Welt. Im Jahre 2011 wurde Univ.-Prof.in Dr.in List der Frauenpreis für ihr Lebenswerk verliehen. Die Ernennung zur Bürgerin der Landeshauptstadt Graz möge ein weiteres sichtbares Zeichen der öffentlichen Anerkennung sein. Herzlichen Glückwunsch (allgemeiner Applaus). Kathryn LIST Präsidentin von AIMS Graz Kathryn List wurde an einem 1. Juni in Dearborn, der Heimatstadt Henry Fords, unweit der US-Autometropole Detroit geboren. Nach einem erfolgreich abgeschlossenen Studium der Ökonomie erwachte sehr bald ihr Interesse an Kunst – insbesondere an der Produktion von Theaterstücken. Ihr Vater war Präsident der Society of Automotive Engineers und das Schicksal wollte es, dass sie anlässlich eines Kongresses in den USA ihren späteren Ehemann, Universitätsprofessor Dipl.-Ing. Dr. Helmut List, kennenlernte. Ohne auch nur ein Wort Deutsch zu sprechen, folgte sie ihrem Mann 1987 in dessen Heimatstadt – „dem Detroit der Alpen“ – Graz. Überraschend schnell wurde Kathryn List der deutschen Sprache mächtig und begann sich mit Esprit und Eloquenz einer spannenden Symbiose, nämlich der Verbindung von Kunst mit Technik, zu widmen. Die charismatische Frau, die in ihrer Jugend Geige spielte und Ballett tanzte, verschrieb sich immer mehr der Förderung kreativer und künstlerischer Talente. Für die dreifache Mutter steht vor allem die Jugend im Mittelpunkt ihres Interesses. Seit unglaublichen 22 Jahren wirkt Kathryn List als Präsidentin von AIMS – dem American Institute of Musical Studies - und trägt sehr engagiert dazu bei, dass jedes Jahr an die 400 junge Künstlerinnen und Künstler unter der Leitung renommierter Pädagogen in Graz ein intensives Ausbildungsprogramm absolvieren können und ermöglicht somit den Fortbestand einer liebgewonnen Tradition, die vor mehr als 40 Jahren begann, als AIMS Studenten den Grazer Sommer mit Opern- und Konzertabenden belebten. Auch heute verzaubern junge Künstler und das grandiose AIMS Festival Orchester in jährlich über 30 Veranstaltungen mit ihren Klängen und Können das begeisterte Publikum. Neben diesem erfolgreichen kulturellen Brückenschlag ist Kathryn List als Vizepräsidentin des Europäischen Forums Alpbach tätig, steht der Austrian American Society, der International Women Association, der Webster University Vienna sowie dem Club International als kompetente Persönlichkeit mit Rat und Tat zur Seite. Die zahlreichen Aufgaben, die Kathryn List mit Freude übernommen hat, ergänzen einander ideal und prägen das Bild einer charmanten, willensstarken und einfühlsamen Frau. Die Stadt Graz möchte nun mit der Ernennung zur „Bürgerin der Landeshauptstadt Graz“ Respekt und Bewunderung für jene Leistungen zum Ausdruck bringen, die das Profil unserer Stadt als Kunst- und Kulturstadt wesentlich mitgeprägt und auch über die Grenzen hinweg bekannt gemacht haben. Herzlichen Glückwunsch (allgemeiner Applaus). Pater Prior Matthias MECZYWOR (weltliche Vornamen: Josef Franz) Ordensprior Pater Prior Matthias Meczywor wurde am 9.10.1950 in Eisenberg an der Pinka geboren. 1975 wurde ihm das staatliche Diplom zum Gesundheits- und Krankenpfleger verliehen. Seiner inneren Berufung und Bestimmung folgend, trat der junge Mann dem Orden der Barmherzigen Brüder, also jener Brüdergemeinschaft bei, die sich getreu dem Lebensmotto ihres Gründers, des Heiligen Johannes von Gott, - „Gutes tun und es gut tun“ – mit großer Hingabe und Kompetenz widmet. Schon früh bekleidete Frater Matthias wichtige Ämter im Orden. Mit der verantwortungsvollen Funktion des Krankenhausvorstands der Barmherzigen Brüder in Graz betraut, widmete er sich voll Enthusiasmus und unermüdlicher Energie der Generalsanierung des im Jahre 1615 gegründeten Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in der Grazer Marschallgasse. Nach jahrelangen Verhandlungen, die der Beschaffung der notwendigen pekuniären Mittel dienten, erfolgte im Jahre 2003 der Spatenstich zu umfassenden Um- und Neubauarbeiten, wobei der Umstand, dass der laufende Krankenhausbetrieb während der Baumaßnahmen ungestört weiterlaufen musste, eine weitere große Herausforderung darstellte. Der mit Einfühlungsvermögen und Umsicht agierende Pater Prior meisterte auch diese Aufgabe mit Bravour und stand Hilfesuchenden trotz enormen Zeitaufwands mit Rat und Tat zur Seite. Darüber hinaus fand der glühende Anhänger des SK Puntigamer Sturm dennoch Zeit, seinem Lieblingsclub bei jedem Spiel fest die Daumen zu drücken. Seinem ambitionierten Einsatz ist es zu verdanken, dass der Bevölkerung in Graz nun ein Krankenhaus auf neuestem Stand der Technik angeboten wird, in dem neben höchster qualitativer und medizinischer Fachkompetenz auch weiterhin die für die Behandlung Erkrankter so essentielle Komponente gelebter Menschlichkeit praktiziert wird. Mit der Realisierung dieses Großprojektes hat unser lieber Pater zukunftsweisende Voraussetzungen für eine umfangreiche und moderne medizinische Versorgung der Bevölkerung geschaffen. Menschlichkeit, Barmherzigkeit und Tatkraft sind die Prämissen dieses Mannes, der sein Leben in den Dienst Hilfsbedürftiger stellte. Für sein edles und verdienstvolles Wirken wurde ihm bereits im Jahre 2008 das Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark verliehen. Die Ernennung zum Bürger der Landeshauptstadt Graz möge nun ein weiteres sichtbares Zeichen der öffentlichen Anerkennung und des Dankes für das selbstlose Wirken dieses idealistischen Menschen sein, dessen oberste Maxime stets der Dienst am Menschen ist. Herzlichen Glückwunsch (allgemeiner Applaus). Melitta RANNER Fremdenführerin Die an einem 11. Juni in Graz geborene Melitta Ranner ist zweifelsohne die Pionierin der Grazer Fremdenführerinnen und Fremdenführer. Seit vier Jahrzehnten ist sie aktiv im Fremdenführerclub für Graz und die Steiermark tätig und lenkte von 1975 bis 2010 die Geschicke der GrazGuides mit viel Esprit und Engagement. Zu den touristischen Highlights, an deren Realisierung Melitta Ranner maßgeblich beteiligt war, gehören unter anderem „Graz klassisch“, „Graz musikalisch“, „Graz schräg – moderne Architektur“ und auch die viel beachtete Aktion „Graz für die Grazerinnen und Grazer“, in der versteckte bauliche Juwele nicht nur den Einwohnern der steirischen Landeshauptstadt dargeboten werden. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich die von ihr mitinitiierten kulinarischen Stadtführungen, die der Entdeckung lukullischer Leckerbissen und flüssiger Genüsse dienen. Auf ihr Engagement geht die Gründung des jährlich stattfindenden Fremdenführerworkshops zurück, der zum ersten Mal 1989 in Graz abgehalten wurde. Daraus entwickelte sich der österreichische Fremdenführerkongress, der nun stets in einem anderen Bundesland abgehalten wird und dem Erfahrungsaustausch dieser Berufsgruppe dient. Die leidenschaftliche Fremdenführerin, der es gelungen ist, ihr Hobby zum Beruf zu machen, leistete zudem in mehreren Funktionen an der Wirtschaftskammer wertvolle Dienste um den heimischen Tourismus. Ihre vitale Dynamik und ihre langjährigen Erfahrungen kommen auch jenen Damen und Herren zugute, die sich am WIFI Steiermark zu Fremdenführerinnen und Fremdenführern ausbilden lassen. Als niveauvolle Ausbildungsleiterin legt Melitta Ranner vor allem auf ausgezeichnetes Allgemeinwissen, exzellente Sprachkenntnisse sowie perfekte Umgangsformen höchsten Wert. Der Gast ist König – mit diesem Credo versucht Melitta Ranner Touristen ein unvergessliches Erlebnis zu bieten und sie zum Wiederkommen zu animieren. Als gebürtige Grazerin und als Lokalpatriotin mit Leib und Seele präsentiert sie Gästen aus aller Welt die Schönheiten und Besonderheiten ihrer Heimat mit Charme und höchster Kompetenz. Aber auch die Thermenregion sowie die malerische Südsteiermark – oft auch steirische Toskana genannt - gehören zu jenen Kostbarkeiten, durch die Melitta Ranner – deren Italophilie vor allem von italienischen Gästen hoch geschätzt wird – Reisende voll Stolz und Eloquenz führt. In Anerkennung ihrer jahrzehntelangen Verdienste um den heimischen Tourismus wurde Melitta Ranner bereits im Jahre 2001 das Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark verliehen. Mit der Verleihung der heutigen Bürgerwürde möchte sich nun auch die Landeshauptstadt Graz bei der Grande Dame der Fremdenführerinnen und Fremdenführer bedanken und damit zum Ausdruck bringen, welch wertvollen Beitrag sie für den Ruf von Graz als Kultur- und Wohlfühlstadt geleistet hat. Alles, alles Gute (allgemeiner Applaus). Dipl.-Ing.in Prof.in Karla SZYSZKOWITZ-KOWALSKI Frau Univ.-Prof.in Dipl.Ing.in Karla Szyszkowitz-Kowalski wurde an einem 28. Jänner in Beuthen, Oberschlesien in Polen geboren. Sie studierte an der Technischen Universität Darmstadt und an der AASA London Architektur und arbeitete während des Studiums bei Candilis, Josic und Woods in Paris. Im Jahre 1968 absolvierte sie an der Architectural Association School in London ein postgraduiertes Studium. Vom Jahre 1969 bis 1971 arbeitete sie beim Architekturbüro Behnisch & Partner in München an der Planung der Olympiabauten. Dort lernte sie Michael Szyszkowitz kennen, der ebenso – jedoch unter dem Architekturbüro Domenig & Huth – an den Olympiabauten mitwirkte. Ab 1973 arbeitete sie schließlich mit Michael Szyszkowitz zusammen und gründete mit ihm in dessen Heimatstadt Graz 1978 das gemeinsame Architekturbüro. Frau Prof.in Karla Szyszkowitz-Kowalski hatte an der Gesamthochschule Kassel von 1971 bis 1972 einen Lehrauftrag zum Thema Topographie und Entwurf und wurde 1988 als Direktorin des Institutes für Öffentliche Bauten und Entwerfen an die Universität Stuttgart berufen. Diese Professur hatte sie bis 2003 inne. Seit 1993 ist sie Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Im Jahre 1998 wurde sie Mitglied der Academie internationale d `Architecture, Sofia, Bulgarien. Neben der Tätigkeit als Architektin formt Karla Szyszkowitz-Kowalski Tierplastiken und fertigt Landschaftszeichnungen an, die in mehreren Ausstellungen gezeigt wurden. Sie zählt zu den renommiertesten Architektinnen in Graz - Grazer Schule. Ihre Werke mit Michael Szyszkowitz, um nur einige zu nennen, sind die Wohnanlage Alte Poststraße Graz-Eggenberg von 1982 bis 1984; die Wohnanlage Eisbach-Rein, in den Jahren 1984 bis 1986; das Pfarrzentrum Graz-Ragnitz zwischen 1984 bis 1987; die Biochemie-Institute der Universität Graz zwischen 1985 bis 1991; die Landesausstellung „Hexen und Zauberer“ in Riegersburg im Jahre 1987; der Umbau und die Erweiterung des Kaufhauses Kastner & Öhler von 1989 bis 1995 und ab 2001; die Wohnanlage Schießstätte Graz 1997 bis 1999; das Studienzentrum der Technischen Universität Graz zwischen 1998 bis 2000. Der Sparkassenumbau am Andreas-Hofer-Platz 2011 trägt ebenfalls ihre Handschrift. Zahlreiche Auszeichnungen wurden ihr zuteil, unter anderem das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark, der Fischer-von-Erlach-Preis 2010 und die sechsmalige Auszeichnung mit der Geramb-Medaille. Meine Damen und Herern, ich möchte aber heute das Briefgeheimnis verletzten, Frau Architektin hat mir, als sie erfahren hat, dass sie heute den Bürgerbrief bekommen soll, einen Brief geschrieben und den möchte ich Ihnen verlesen, weil er mir so gut gefallen hat. „Sehr geehrter Herr Bürgermeister, herzlichen Dank für Ihren persönlichen Brief. Ich freue mich ganz besonders über diese Auszeichnung, da ich mich der Stadt Graz aufs Engste verbunden fühle. Zum Zweiten aber auch aus einem anderen Grunde, den Sie nicht kennen können. Als ehemaliges Flüchtlingskind habe ich trotz der Weitläufigkeit zeitlebens einen Mangel an Heimat mitgetragen. Diese Heimat ist nun verfestigt“ (allgemeiner Applaus). Mit der heutigen Ernennung zur Bürgerin der Stadt Graz wird ihr Dank, Respekt und Bewunderung für ihr vorbildliches Wirken für ihre Heimat ausgesprochen (allgemeiner Applaus). Mag.a iur. Margit (Maxie) URAY-FRICK Stadträtin a.D. Maxie Uray-Frick wurde an einem 25. April in Mauthen (jetzt Kötschach-Mauthen) – im schönen Bezirk Hermagor - geboren. Nach der Matura ging Maxie Frick für ein Jahr an die University of Michigan und begann in Ann Arbor Politcal Science zu studieren. Aus den Vereinigten Staaten zurückgekehrt, inskribierte sie an der Universität Graz Rechtswissenschaften. Nach drei Jahren als Richteramtsanwärterin trat die stets an Gerechtigkeit interessierte Juristin in den Dienst des Magistrates Graz ein. Von 1978 bis zum Jahr 2000 war Maxie Uray-Frick höchst engagiert als Schulungsreferentin tätig, wobei ihr offenes, motivierendes und von hoher Intelligenz geprägtes Wesen die besten Voraussetzungen für diese wichtige und sensible Position bildeten. 1978 war auch das Jahr, in dem sie ihre so erfolgreiche kommunalpolitische Laufbahn begann. Zunächst als Mitglied des Grazer Gemeinderates tätig, bekleidete Maxie Uray-Frick von 1993 bis 2000 verschiedene hochrangige politische Funktion. Als Mitglied der Grazer Stadtregierung erarbeitete sie nachhaltige Konzepte zur Wirtschaftsentwicklung und setzte mit dem Nahversorgungsprogramm 2002 wertvolle Impulse, die der Stärkung der Wettbewerbsposition zahlreicher Grazer Betriebe dienten. Der Dynamik der damaligen Wirtschaftsstadträtin Maxie Uray-Frick ist es zu verdanken, dass die von ihr initiierte Qualitätsoffensive maßgeblich dazu beitrug, dass Wohnen und Leben in Graz eine noch höhere Attraktivierung erfuhren. Zahlreiche weitere richtungsweisende Projekte – hier reicht das breite Spektrum vom Tierschutz bis zum Kanalisationsgesetz - gehen auf ihr engagiertes und mutiges Handeln sowie ihr unnachahmliches Verhandlungsgeschick zurück. Beinahe 30 Jahre wirkte Mag.a Maxie Uray-Frick als integrierende Kraft mit Sachlichkeit, viel Herz und Verstand sowie einer gehörigen Portion Humor zum Wohle der Grazer Bevölkerung, auch in diesem Saal. Als sie sich im Jahre 2003 aus der aktiven Politik zurückzog, übernahm sie - durch ihre liberale Gesinnung und Seelengröße bestens prädestiniert - bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2007, die Leitung des Referats für internationale Beziehungen. Ihre soziale Kompetenz stellt Maxie Uray-Frick als Vorsitzende des Vereins „Nachbarn in Übersee“ auch im wohlverdienten Ruhestand unermüdlich unter Beweis und auch noch so manch weitere Funktion. Ihr intensiver Einsatz zur Förderung internationaler akademischer und kultureller Programme verdient das Prädikat „besonders wertvoll“. Die Landeshauptstadt Graz möchte sich nun bei dieser um die Städtefreundschaften so hochverdienten Frau für ihre jahrzehntelange öffentliche Arbeit mit der Ernennung zur Bürgerin der Landeshauptstadt Graz aufs Herzlichste bedanken (allgemeiner Applaus). Dipl.-Ing. Heinrich WEYRINGER Gründer des Richard Wagner-Forums Herr Dipl.-Ing. Weyringer wurde am 15. Februar 1940 in Leoben geboren. Nach dem Besuch der Volks- und Mittelschule, die er mit der Reifeprüfung beendete, entschloss er sich das Studium der Technik aufzunehmen, welches er mit der Graduierung zum Diplomingenieur abschloss. Trotz seiner anspruchsvollen Tätigkeit auf dem Gebiete der innovativen Technik gehörte stets seine ganze Zuneigung der Musik, wobei Richard Wagner seine besondere Wertschätzung genießt. Seit der ersten Aufführung eines Werks Richard Wagners in Österreich im damaligen Opernhaus darf Graz als Wagner-Stadt gelten. Erster Obmann war Friedrich von Hausegger, Begründer des Lehrstuhls für Musikwissenschaft in Graz, Wilhelm Kienzl als führendes Mitglied und späterer Obmann. 1950 erfolgte die Neugründung unter der Führung von Dr. Karl Hermann und Prof. Maximilian Kojetinski. Nach dem Tod Karl Hermanns und den gescheiterten Versuchen, die Richard-Wagner-Gesellschaft aus sich heraus zu erneuern, blieb nur der Weg zum Neubeginn außerhalb dieser. Das im Jahre 1995 auf Initiative von Dipl.-Ing. Heinrich Weyringer und Univ.-Prof. Dr. Walter Bernhart gegründete Wagner-Forum Graz entstand somit als eine sezessionistische Bewegung, um eine aufgeschlossene und zeitgemäße kulturelle Tätigkeit in Auseinandersetzung um das Werk und die Wirkung Richard Wagners zu entfalten. Der Geist, in dem dies seither geschieht, spiegelt sich in der Wahl des Namens der Kulturvereinigung wider. Sie will ein Forum der Auseinandersetzung bilden, das zur offenen Diskussion und zu lebendigem Austausch der Anschauungen und Ideen einlädt. Eine weitere entscheidende Zielsetzung ist die Jugendarbeit, die ins Zentrum der Bemühungen rückt. Im Jahre 1997 wurde der internationale Wettbewerb für Regie- und Bühnengestaltung – „ring award“ – erstmals durchgeführt. Insgesamt fanden sechs international immer stärker beachtete Wettbewerbe statt, in welchen die TeilnehmerInnen aus mehr als 40 Nationen von vier Kontinenten Gäste in Graz waren. Zahlreiche junge KünstlerInnen fanden ein Podium und Öffentlichkeit im Rahmen des Semifinales – für viele der erste Schritt auf dem Weg zu eigenen Aufträgen, womit der zentrale Grundgedanke des Wettbewerbes in die Tat umgesetzt ist. Das Goldene Ehrenzeichen der Landeshauptstadt Graz wurde Herrn Dipl.-Ing. Heinrich Weyringer 2005 verliehen. Mit der heutigen Ernennung zum Bürger der Stadt Graz wird ihm Respekt und Bewunderung für sein vorbildhaftes Wirken ausgesprochen. Herzlichen Glückwunsch (allgemeiner Applaus). Nach der Überreichung der Bürgerbriefe spielt das Bläserensemble „La Réjouissance“ von Georg Philipp Telemann. Bgm. Mag. Nagl: Jetzt darf ich unseren frischgebackenen Bürger, Herrn Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner, ans Rednerpult bitten und ihn um die Dankesworte im Namen der Bürgerinnen und Bürger ersuchen. Univ.-Prof. Dr. Karner: Sehr geehrter Herr Bürgermeister, geschätzter Stadtsenat und Gemeinderat, hohe festliche Versammlung. Im Namen der zwölf heute als Ehrenbürger der Stadt Graz ausgezeichneten Frauen und Männer darf ich sehr herzlich für die erwiesene hohe Ehrung danken. Wir alle freuen uns sehr über diese hohe Auszeichnung und Anerkennung unserer Tätigkeiten durch die Stadt Graz. Das Wirken und die Tätigkeit von uns zwölf neuen „Bürgern“, Bürger sind wir ja alle, aber wir sind jetzt auch Bürger von Graz, von uns zwölf neuen Bürgern für die Stadt war sehr unterschiedlich, wie wir dies ja auch vom Herrn Bürgermeister gehört haben. Der Bogen ist weit gespannt: Von großen Verdiensten um den Grazer Dom und die Stadtpfarre über den wegweisenden Spitalsaufbau, die international vorzeigbare Organisation von Musikkonzerten und einer musikalischen Heimat auch für junge Musiker, über die herausragende Vertretung der „Grazer Schule der Architektur“, über Forscher und Wissenschaftler, über die Doyenne der Grazer Stadtführungen, eine Vertreterin des bedeutenden Grazer Widerstands, und er war bedeutend, allein 1938 bis 1945 waren 40.000 Grazer eingesperrt allein im Grazer Polizeigefängnis. Nicht alle auf einmal, aber oft jemand zwei- und dreimal. 40.000 Inhaftierungen, das ist nicht wenig und wird oft vergessen. Auch bis zur anerkannten Vertreterin hin der Grazer Stadtpolitik. Trotz der Vielfalt unserer Tätigkeiten eint uns doch, so glaube ich sagen zu dürfen, eines: unserer Stadt Graz zu dienen, ihren Menschen und Einrichtungen, soweit es eben in unserer Kraft stand und steht. Graz bietet dafür auch sehr viele und gute Voraussetzungen. Eine weltoffene Atmosphäre, ein reges geistiges Klima, fast jeder fünfte Bewohner der Stadt ist ein Student unserer Universitäten, Fachhochschulen oder auch Akademien, ein Wert, den nur ganz wenige Städte erreichen. Heidelberg, Bologna, Cambride. Hier lehren und lehrten Spitzenforscher. Ich erinnere an den „grazer herbst“, das Avantgarde-Festival, die wichtigen Akzente des Brückenschlages zu den südlichen und östlichen Nachbarn über den „Eisernen Vorhang“ hinweg. Ich erinnere an die gelebte Ökumene, die weithin gelungene Integration von über, wir haben es erst kürzlich gehört, von über 100 Nationalitäten in der Stadt und schließlich die Überwindung jener Wunden, die Krieg und NS-Regime der Stadt und seinen Menschen geschlagen haben. Dass die Arbeiten von uns allein einmal von der Stadt so hoch bedacht würden, erfüllt uns mit großer Dankbarkeit. Wir alle werden natürlich weiterarbeiten. Auch um jene Ansprüche zu erfüllen, die schon vor 220 Jahren, am heutigen Tag 220 Jahren, nämlich 1792, kurz nach dem Beginn der französischen Revolution von den Führern der Stadt Graz, uns so wurde es bezeichnet in dieser Schrift, auch berichtet worden. Ich gebe zu, etwas pathetisch, im Jahr 1792 und ich möchte das verlesen, weil ich glaube, es ist unbekannt. Damals wird also die Rolle der Bürger der Stadt Graz festgeschrieben, 1792. Ich zitiere: „Bürger, dieser erhabene heilige Name, der eigentlich jedes freie von sich selbst abhangende Glied des Staates zieren soll, dieser Name, auf den einst die Römer so stolz waren und den jetzt die Glieder einer ganzen großen Nation als den einzigen Ehrentitel annehmen. Dieser Name bezeichnet hier den Künstler, den Professionisten und Handwerksmann, den ungeadelten Hausbesitzer und Handelsmann. Kurz, die gewöhnliche Menschengattung zwischen Adel und Domestiken, welche gegen Nachsprechung einer gewissen Eidesformel von dem Magistrate der Stadt in ein besonderes Buch eingetragen wird. Beim Bürger in Graz findet man Widersinn, Höflichkeit, Offenherzigkeit, Dienstfertigkeit, Redlichkeit und alte gesellschaftliche Tugenden. Er ist willig, er ist lenksam und ein guter Patriot. Verschlagenheit, feiner Betrug, niedrige Gewinnsucht, Geldgierde, Filzigkeit, misstrauische Kälte gegen Fremde, Hochmuth, Eigendänkel und Schmähsucht sind weit von ihm entfernt (allgemeiner Applaus). Er ist im Handel und Wandel billig und gewissenhaft, verträglich gegen seinen Nachbarn, gegen den Fremden freundlich und gutmütig. Er denkt sowohl über religiöse als politische Materien ziemlich richtig und er denkt darüber hell, und ewig soll es nicht vergessen werden, dass es die Bürger von Graz waren, die um die fernere Beibehaltung der Toleranz baten.“ Meine Damen und Herren, hoher Stadtsenat, Herr Bürgermeister, Gemeinderäte, ich bedanke mich sehr herzlich nochmals und für Ihre Aufmerksamkeit (allgemeiner Applaus). Bgm. Mag. Nagl: Sehr geehrter Herr Universitätsprofessor, ich danke dir aufrichtig für deine Worte, welche wir in unserer künftigen Arbeit und in unserem künftigen Zusammenleben wieder berücksichtigen wollen. Das Buch gibt es heute noch. Die Gelöbnisformel werden wir heute nicht ablegen. Sehr geehrte Damen und Herren, ich darf Sie nun bitten, sich für unsere steirische Landeshymne von den Plätzen zu erheben. Zum Schluss spielt das Bläserensemble des Grazer Philharmonischen Orchesters die Landeshymne. Bgm. Mag. Nagl: Henry Miller meinte, Leben ist das, was einem passiert, während man etwas ganz anderes geplant hat“. Ganz egal, was einem im Leben widerfährt, wenn jeder und jede auf dem Platz, auf den er oder sie sich befindet, sein Bestes gibt, wandelt sich das eigene Leben und das Leben in seiner Umgebung zum Guten. Ich darf Ihnen nochmals herzlich gratulieren und Ihnen danken, dass Sie Ihre Umgebung stets positiv mitgeprägt haben. Mein Dank gilt heute auch dem Bläserensemble des Grazer Philharmonischen Orchesters unter der Leitung von Mag. Franz Eckart für die musikalische Umrahmung der heutigen Festsitzung (allgemeiner Applaus). Nachdem Sie nun auch die persönliche Gelegenheit haben werden, unseren Bürgerinnen und Bürgern zu gratulieren, darf ich diese dann gemeinsam einladen zu einem Foto und Sie alle darf ich einladen zu einem gemütlichen Zusammensein in den Nebenräumen des Gemeinderatssaales. Die Festsitzung ist geschlossen, danke für Ihr Kommen (allgemeiner Applaus). Bürgermeister Mag. Siegfried N a g l schließt um 11.40 Uhr die Festsitzung des Gemeinderates der Landeshauptstadt Graz. Der Bürgermeister: Mag. Siegfried Nagl Der Schriftführer: Der Schriftprüfer: Wolfgang Polz GR. Stefan Schneider Protokoll erstellt: Heidemarie Leeb 1 Festsitzung des Gemeinderates vom 10. Mai 2012